Hexenschuß


Aus den Märchen unserer Kindheit erinnern wir uns, dass es neben den bösen Hexen auch gute geben soll. Weshalb es wohl meist die guten Taten sind, die eine Hexe zum heimtückischen Schuss ins Kreuz eines Ahnunslosen veranlassen? Man hebt einen schweren Gegenstand, verschiebt einen Kasten oder trägt die schwere Einkaufstasche - und wird zum Dank blitzschnell und schmerzhaft «verhext».

Betroffene Patienten sind einfach zu erkennen: sie streben der Praxis ihres Chiropraktors in einer typischen, mehr oder weniger gekrümmten Haltung zu und suchen jede Bewegung zu vermeiden, weil jedes Rühren schmerzt.

Nach der Lokalisierung des beschwerdeauslösenden Wirbelsegmentes besteht die erste Aufgabe des Chiropraktors darin festzustellen, wie der Hexenschuss - in der Fachsprache Lumbago genannt, entstanden ist. Liegt die Quelle der Schmerzen in der Muskulatur, in einem blockierten Wirbelgelenk oder einer beschädigten Bandscheibe ?

Nicht nur die näheren Umstände sind wichtig, wie die Beschwerden aufgetreten sind, sondern auch die länger zurückreichende Krankengeschichte. Kann der Schmerz vom Chiropraktor durch das Bewegen der einzelnen Wirbel ausgelöst werden, denkt man an blockierte Wirbelgelenke. Tritt der Schmerz zusätzlich beim Husten und Niesen auf, rückt die Bandscheibe als Verursacherin der Beschwerden in den Mittelpunkt der Möglichkeiten. Trifft keiner dieser beiden Fälle zu, wird es sich eher um ein muskuläres Problem handeln. «Kombinationen» sind ebenfalls möglich. Falls nötig, verschafft sich der Chiropraktor mit einem Röntgenbild endgültige Klarheit.

Die chiropraktischen Massnahmen richten sich dem Befund entsprechend auf den Hauptauslöser der Symptome, also auf Muskulatur, blockierte Wirbelgelenke oder Bandscheibe. Das Vorgehen des Chiropraktors und die Aussichten auf die zukünftige Belastung der Wirbelsäule im täglichen Leben sind unterschiedlich. Ein bandscheibenbedingter Hexenschuss benötigt am meisten Zeit zur Genesung, da die Bandscheiben keine direkte Blutversorgung aufweisen. Schneller geht es bei einem blockierten Wirbelgelenk. Es kommt immer wieder vor, dass man in solchen Fällen rasche Erfolge erlebt: bereits nach einmaliger Behandlung verlässt der Patient die Praxis in gerader Haltung und beschwerdefrei. Der Vergleich mit einer blockierten Schublade ist durchaus statthaft und erklärt das biomechanische Geschehen eindrücklich: nach dem «Richten» funktioniert sie sofort wieder.

Allen Varianten des Hexenschusses ist eigen, dass eine unverzüglich Behandlung schnellere Linderung bringt und geringere Kosten verursacht. Denn chronische Rückenbeschwerden sind teuer: sie verursachen 80 % der gesamten Heilungskosten.